Zur Geschichte
Sehen und gesehen werden

Diesem Aspekt kam zu allen Zeiten und in allen Kulturen eine hohe Bedeutung zu. Wer also sein Augenlicht verloren hatte, fühlte sich in seinem Wert und Ansehen zurück gesetzt. Deshalb versuchte man immer den Verlust eines Auges zu ersetzen, um wieder auf gleicher „Augenhöhe“ mit anderen zu sein. Schon bei den Ägyptern wurden zu Lebzeiten Imitationen des Auges aus Elfenbein getragen, aber auch nach dem Tode wurde den Mumien ebenfalls Augenersatz impliziert.

Im Laufe der Jahrtausende gab es verschiedene Ansätze aus den unterschiedlichsten Materialien ein natürliches Auge nachzugestalten. Silber und Gold waren die edlen Metalle, mit denen gearbeitet wurde. Danach ist man in Frankreich im 16. Jahrhundert zum Werkstoff Glas (mit Blei) übergegangen. Dieses Glas hatte aber noch nicht alle medizinischen und technischen Anforderungen, die es braucht, um eine gesunde und natürliche Augenprothese herzustellen.

Im Thüringischen Glasbläserort Lauscha (1557 gegründet), entwickelte sich im 18. und 19. Jahrhundert die Glasverarbeitung weiter. Es konnten kleine Mengen Glas vor der Lampe in Heimarbeit bearbeitet werden, so zum Beispiel für die Puppen der Spielzeugindustrie in Sonneberg. Die Glashersteller in Lauscha waren zur damaligen Zeit schon bekannt für ihre gute Verarbeitung und Farbgebung der Gläser. Noch heute sind bei vielen die schönen Glasmurmeln mit den bunten Fäden darin beliebt.

Der Würzburger Professor Heinrich Adelmann fand im Jahre 1832 in Lauscha den jungen begabten Glasbläser Ludwig Müller-Uri. Er entwickelte die Technik zur Herstellung der Glasaugen für die noch heute gültige  „moderne Augenprothetik“. Das Jahr 1835 gilt heute als das Geburtsjahr des deutschen Kunstauges. Im Laufe der Zeit gab es, aufbauend auf dieser Grundlage, weitere Verbesserungen an Material, Formgestaltung und Farbgebung. Das Grundprinzip des deutschen Glasauges von Ludwig Müller-Uri wird aber bis heute beibehalten und hat sich auch international bewährt. Das zeigen viele internationale Auszeichnungen auf Messen, wie z.B. die Weltausstellung in Paris 1888.

So werden in langer Tradition über viele Generationen hinweg das Wissen und die Kunst der Glasaugen-Herstellung weiter gegeben.

Zum heute eigenständigen Beruf des Ocularisten (Augenprothetiker) bedarf es in Deutschland einer 6-jährigen Ausbildung und zertifizierender Prüfung.

Die Firma „Augenprothetik Lauscha GmbH“ mit ihren hochspezialisierten Ocularisten geht aus dieser langen Tradition hervor und versteht sich als verantwortungsvoller Nachfolger der ersten deutschen Augenkünstler.

Ludwig Müller-Uri

Mitte des 17.Jahrhunderts wird Paris zu einem Zentrum für künstliche Menschenaugen aus Glas. Die Hersteller stammten wahrscheinlich aus Venedig. 1835 entwickelt der Lauschaer Ludwig Müller-Uri das erste deutsche Kunstauge aus Glas. Um 1870 wird für die Kunstaugenherstellung das sogenannte Cryolith-Glas, welches auch heute noch im Gebrauch ist, erfunden.

Kunstaugen im Altertum

Von Jon Bodsworth - http://www.egyptarchive.co.uk/html/cairo_museum_06.html, Copyrighted free use, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=3786403

Auge des Rahotep

Lieder: Kupfer
Sklera: Quarz
Kornea: Bergkristall
Iris: grau
Pupille: dunke Masse

Nofretete

Lieder: bemalt
Sklera: Kalkstein
Kornea: Bergkristall
Iris & Pupille: bemaltes Wachs

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